Mit dem Ausgießen der Geschossdecke mit Ortbeton wird die Betondecke komplettiert. Diese Art der Deckenkonstruktion wird in den Fachkreisen als Filigrandecke geführt. Filigrandecke ist an sich ein Markenname. Die halbfertigen Teile der Filigrandecke bestehen aus einer ca. 6 Zentimeter dicken Stahlbetondecke. Auf der Unterseite eines jeden Elements befindet sich eine Bewehrung aus Gitterträgern und Baustahlmatten. Die einzelnen Teile werden auf der Baustelle mit Querbewehrung versehen und, mit Ortbeton bzw. Massivbeton, vergossen. Diese Kombination ergibt dann die Betondecke.
Vorbereitung der Decke
Der 01. November 2022 gehörte komplett den Betonflüsterern – Betonflüsterer da sowohl bei der Bodenplatte als auch bei der Betondecke das Gefühl und Auge für hochwertige, akkurate Arbeit dem Bauteam sofort anzusehen war – Die Betondecke im Erdgeschoss wurde gegossen. Es kamen wieder ordentliche Maschinen zum Einsatz, welche mit Leichtigkeit von den Fachmännern bedient wurden.
Auf der einen Seite ist es die Betonpumpe. Sie ist riesig und unfassbar gelenkig. Beim Ausfahren erinnert sie an das unheimliche Bauchwesen aus dem Ridley Scotts‘ Film Alien 👽 (Wir schmeißen bei Gelegenheit gerne mal ein Videoclip dazu in den Blog).
Auf der anderen Seite sind es der Betonmischer und der Endschlauch am Ausleger. Liebevoll auch Führungsrüssel genannt. Der Rüssel ermöglicht die präzise Betonplatzierung innerhalb der Schalung.
Die Kombination aus den, an den Trichter der Betonpumpe angedockten Betonmischer und den ausgebreiteten Ausleger mit dem Endrüssel schaut nach einem Brontosaurus aus 🦕.
In Action erinnert sie dann an einen kotzenden Brontosaurus 🌈🦕:
Doch bevor der kotzende Brontosaurus 🌈🦕 fleißig bewegt wurde, waren noch einige Vorbereitungen und Vorarbeiten notwendig:
- Unterjochung für Filigrandecke zzgl. Vorbereitung Drehstützen: Die Unterjochung ist das Gerüst was die Decke bis zu Aushärtung trägt, und es besteht meistens aus den sogenannten Doka Trägern (Hölzer). Diese werden in Verbindung mit Drehstützen aufgestellt.
- Verlegung der Filigrandecke: Die Einzelelemente wurden im Werk vorgefertigt und durchnummeriert. Anschließend an die Baustelle geliefert und Element für Element an den vorgesehenen Stellen installiert.
Auf den Bildern ist gut zu erkennen, dass wie die Kollegen an Kran, auf dem Transporthänger und auf dem Bauwerk harmonieren und Hand in Hand die Deckenteile einsetzen.
- Erstellung von Öffnungen und Durchbrüchen: Für die Deckenleuchten, Steckdosen, Steuerleitungen, Leerrohre und weitere Anschlüsse wurden Durchbrüche erstellt. Mal eine kleinere Bohrung für die Raffstores, mal eine etwas größere Öffnung für den gesamten Kabelbaum.
Hier möchten wir nochmal darauf hinweisen, die Decken von unten zu bohren. Dadurch bricht der Rand der Bohrung nach oben aus und wird schließlich mit Ortbeton vergossen. Das Bohren der Decke von oben ist zwar einfacher, doch die Ausbrüche rund um die Bohrungen müssen dann während des Innenausbaus umfangreich gespachtelt und ausgebessert werden.
- Verlegung von Elektroleitungen und Leerrohren: Für die Hausversorgung und Automatisierung wurden die Elektro- sowie Steuerleitungen verlegt. Zusätzlich haben wir vorausschauend manche Räume über die Decke um Leerrohre ergänzt. Hier ist es empfehlenswert, die Leitungen zwar koordiniert, doch etwas mehr verteilt über die Decke auszulegen. Der Ortbeton muss schlussendlich auch irgendwo seinen Platz finden.
- Verkleidung der Aussparrungen: Aussparung für die Treppe zum Obergeschoss musste mit Schalelementen bzw. Brettern verkleidet werden, da sonst der Beton einfach runterlaufen würde. Mit den Schalelementen wird ebenfalls die Betonhöhe beim Vergießen grob vorgegeben.
Hier wurde sofort darauf geachtet, bei Treppenhausöffnung mit Absturzgefahr auch eine Absturzsicherung herzustellen. Das Geländer wurde wie auf dem Bild ausgeführt.
- Verschließung der Öffnungen mit Bauschaum: Die gesamte Decke wurde nach Abschluss der Vorarbeiten gründlich auf offene, geplante und ungeplante Stellen geprüft, an denen der Beton auslaufen könnte. Diese Öffnungen wurden mit XPS Hartschaumelementen und Bauschaum verschlossen. Einerseits fließt der Beton nicht weg, andererseits werden diese Öffnungen für Hausinstallationen wie z.B. kontrollierte Wohnbelüftung (KWL) benötigt.
- Verlegung der Bewehrung: Mit dem Verschließen der Installationsöffnungen war es aber noch nicht genug. Die Bewehrung auf der Filigrandecke wurde um weitere Stahlmatten und Streben, sogenannte Oberbewehrung ergänzt. Die Unterbewehrung befindet sich bereits in den Deckenelementen (Filigrandecke). Im Nachhinein wohl der Arbeitsschritt mit dem maximal erforderlichen Geduldspotential. Versteifen der Bewehrungskonstruktion. Hunderte kleiner Knoten aus Rödeldraht dienen der Verbindung zwischen den unterschiedlichen Stahlstreben und Bewehrungsmatten sowie Bewehrungskörben.
- Schalung und Bewehrungskörbe für Ringanker: Damit die Last, Zug- und Schubkräfte der Dachkonstruktion beziehungsweise der aufliegenden Bauteile aufgenommen und über die Wände sicher abgeleitet werden, wurde hier ein Ringanker vorbereitet. Ringanker wird bei diesem Bau aus Stahlbeton erstellt. Dafür wurde eine Schalung, bestehend aus zwei Schalelementen und U-Profilen (Ringbalkenschalung) entlang der Außenwand aufgebaut. Anschließend wurden die Stahlbetonkörbe eingelegt. Diese dienen der Betonverbindung und nehmen die Zugkräfte im Beton auf.
- Vorbereitung der Stürze und Träger: Vor der Finalisierung der Deckenrandschalung wurden ergänzend die Fensterstürze eingeschalt. Gut zu erkennen auf dem rechten Bild. Hinter der Bauherrin ist das Wohnzimmerfenster mit einem, in den Ringanker übergehenden Fenstersturz. Innerhalb der Stürze werden Bewehrungen eingelegt. Bereits im Bild zu Ringanker ist gut zu erkennen, wie die Bewehrung innerhalb der Schalung ausschaut.
Zusätzlich wurde noch der Stahlbetonträger für das Obergeschoss vorbereitet. Hierfür wurde eine, den Anforderung entsprechende Schalung aufgebaut. In den Ringanker eingebunden und um den Stahlbewehrungskorb ergänzt. Was ganz gut auf den beiden folgenden Bildern zu erkennen ist.
- Finalisierung der Schalung: Vor dem Betonieren der Decke ist eine Schalung notwendig. Zur Finalisierung kommt auf die Decke die sogenannte Deckenrandschalung als Schalungselement zum Einsatz. Diese kann beim Baustoffhändler in der erforderlichen Dicke und Höhe bestellt werden oder wie in unserem Fall aus entsprechenden Holzelementen konstruiert werden. Die Deckenrandschalung wird über Schalwinkel an den Steinen bzw. Stürzen verschraubt und schließt bündig mit der Außenwand ab. Die Deckenrandschalung umläuft im nachfolgenden Bild die gesamte Außenkontur des Erdgeschosses.
Zum Abschluss der Vorarbeiten wurde die Decke nochmals gründlich auf offene Stellen geprüft. Die Stellen, an denen Beton auslaufen könnte, wurden mit Bauschaum zu verschließen.
Betonflüsterer
Nachdem die Elemente für die Filigrandecke geliefert, verlegt und ordnungsgemäß vorbereitet wurden, kam sowohl die Betonpumpe als auch der Beton auf der Indiebude Baustelle an.
Zu wiederholten Male durften wir beobachten, wie die Riesententakel ausgefahren und für die Arbeiten eingestellt wurde. Die Gelenkigkeit und die Beweglichkeit des Pumpenausladers sind beeindruckend. Ermöglicht mit diesen Eigenschaften auch entsprechend präzise Arbeit.
Insgesamt haben 3 große Betonmischer von Papenburg das flüssige Gut geliefert. Über die den Endschlauch wurden dabei ca. 16 m³ Beton auf die Decke gepumpt und präzise verarbeitet.
Bereits bei dem Ausgießen der Bodenplatte hat uns einer der Baumänner darauf hingewiesen, wie wichtig ein guter Pumpenfahrer ist. Der flüssige Beton muss in alle Poren der eingeschalten Decke gelangen. Die Menge an Beton ist perfekt auf die zu erstellende Fläche abgestimmt. Sodass kaum Toleranz für das „Danebengießen“ besteht. Eine Person muss den Saugrüssel immer an die entsprechenden Stellen auf der Decke manövrieren und ein guter Pumpenfahrer lotst den Saugrüssel mit seiner Pumpensteuerung hinterher.
Beherrscht der Pumpenfahrer seine Aufgabe und harmoniert gut mit der Person, welche den Saugrüssel führt. So läuft der Gießprozess koordiniert, zügig und ohne große Störeffekte ab. Andersherum kann es zu einer Tortur werden. Was den Erzählungen nach bei ca. jeder 4. Baustelle passiert.
Hier war es auf den ersten Blick sehr entspannt. Bereits zu Beginn der Betonarbeiten hat der Pumpenfahrer ein hohes Interesse an der Drohne gezeigt. Zwischenzeitlich fuhr er die Pumpe, wir die Drohne sodass er mit einem Augenzwinkern kurzzeitig auf einen Tausch der Geräte angedeutet hat.
Wir hätten gerne die Pumpe navigiert. 😂🤣😁
Eindrücke
Für uns war es wieder ein sehr spannendes Mikromoment. Wie Sarah gerne sagt, ein Mikrodiamant. Wir mögen große Maschinen, mechanische Bewegung und nicht alltägliche Prozesse. Beton gießen und Decke betonieren sind für uns keine alltäglichen Erlebnisse. 🙂 Aus diesem Grund war es sehr interessant, das Geschehen von Außen zu beobachten.
Insgesamt waren an diesem Tag um die acht Fachleute an dem Bauprozess beteiligt. Jeder hatte zur gleichen Zeit seine Aufgabe und jede einzelne Aufgabe griff oder ergänzte perfekt die andere Aufgaben. Wie ein gut geöltes Zahnrad verlief das Vorbereiten, Ausgießen, Messen, Einrütteln, Glätten und Fertigstellen der Betondecke.
Fahrer der Betonmischer pumpten den Beton in die Fahrmischerbetonpumpe und meldete per Signal die verbleibende Betonmenge dem Bauteam. Fahrer der Fahrmischerbetonpumpe navigierte den Saugrüssel entlang der Decke und unterstützte damit den Endschlauchführer. Letzterer bewegte den Schlauch so, dass die Decke vollständig mit Ortbeton ausgegossen wurde, nichts daneben ging und alle Lücken sowie Leitungen von Beton umschlossen wurden.
Parallel dazu wurde der Flüssigbeton mit einem Betonrüttler eingerüttelt. Dieser Schritt fördert die Betonverdichtung. Beim Verdichten soll noch vorhandene Luft aus dem Beton entweichen, damit keine Lunker entstehen und der Beton dicht an Schalung, Bewehrung und den innen liegenden Leitungen anschließt.
Um die Arbeiten hochwertig abzuschließen, wurde mit einem Schieber der flüssige Oberflächenbeton leicht durchgerüttelt und in Form gebracht wird. Der Schritt zum Nivellieren der Oberfläche wird „Beton abziehen“ genannt. Mit einer Abziehpatsche, einem flachen Werkzeug mit einem langen Griff, werden die gelösten Partikel tiefer in den Beton eingearbeitet und bringen den weicheren, „cremigeren“ Beton nach oben, um der Betonoberfläche einen besseren Abschluss zu verleihen.
Die Betondecke mit einem besseren Abschluss sah bereits nach einem Tag so aus, wie das letzte Artikelbild diese wiedergibt. Glatt wie ein Baby-Popo, sauber wie bei Mutti. Hier könnten wir sprichwörtlich „Von der Betondecke essen“, so eben und sauber es ausgeführt wurde.
Oh schön! Ihr habt es tatsächlich gestartet! Alles Gute und Daumen sind für euch gedrückt! :*
Dankeschön! All die Daumen für die Umsetzung sind willkommen.
Brontosaurus!!!!! 😅😅😅😅😅
Das ist so typisch Thomas! 🙏🙏🍀😚
Bienchen für mich! =) Kopfkino bei so etwas ist unschlagbar.
Wir wünschen jedem auch in der aktuellen und in der kommenden Zeit diese schönen Erlebnisse und Erfahrungen.