Der 15.09.2022 startete sehr früh. An diesem Tag standen unfassbar emotionale Ereignisse auf der Agenda. Schließlich wurde es auch noch sehr gefühlvoll und fassettenreich. Was war passiert:
Für diesen Tag haben wir uns ursprünglich mit unserer Ausführungsplanerin verabredet. Das Zusammentreffen war auf Nachmittag terminiert, sodass es mit unserer Berufung gut zu vereinen war. Zu diesem Zeitpunkt war uns noch gar nicht klar, was eine finale Bau- Durchsprache alles so beinhaltet. Wir hatten zuvor die Checkliste, welche uns der Baupartner zur Verfügung gestellt hat, ausgefüllt und mit verbleibenden Anmerkungen fühlten wir uns gut vorbereitet. Bereits für diesen Termin waren wir sehr aufgeregt und beflügelt – Es geht ja schließlich formal los mit der Indiebude.
Leider passierte etwas in der Zwischenzeit. Unser geschätzter Großvater hatte den Kampf gegen den Krebs verloren. Die Verabschiedung wurde kurzfristig auf den 15.09.22, früh am Nachmittag gelegt. Bereits hier bahnte sich der fassettenreiche Tag an. Ein großartiger, technisch affiner, familiärer Mensch ist nach 85 Jahren von unserer Familie gegangen. Eine starke Person welche nicht nur Kinder, Enkel und Urenkel durch seine Art zu vernünftigen Menschen formte, sondern auch bereits in den 90ern den Kampf gegen Krebs aufnahm und diesen damals besiegte. Diese Stärke hat Opa weiterhin, bis ins Jahr 2022 an seine Familien weitergegeben.
So fiel der Abschied kurzfristig auf denselben Tag, wie die finale Bau-Durchsprache. Wir waren uns sicher, emotional stark genug zu sein, um beide Termine wahrzunehmen. Bis dato waren alle Termine mit dem Baupartner sehr angenehm, familiär, verständnisvoll und nie Kräfte aufreibend.
Interessanterweise passierte an dem Tag auch etwas sehr Schönes. Das süße Ereignis brachte die laufende Gefühlsachterbahn ein weiteres Mal an dem Tag zum Überlaufen. Diesmal wieder mit angenehmen Schmetterlingen in der Bauchgegend.
Besorgt aber Unternehmungslustig
Für die Durchsprache der Ausführungsplanung sind wir bereits um 5:00 Uhr für aus dem Bett gekullert. Wir haben geahnt, dass der Tag nicht einfach wird. Wir fühlten uns vorbereitet mit der Checkliste und 6-jähriger Planung. Doch es kam etwas anders. Die finale Durchsprache basiert zwar auf einer vorausgefüllten Checkliste. Es kommen doch viele Themen auf, welche kaum vorher auf dem Schirm waren. Genau diese Themen führten kurzfristig zu einer gewissen Besorgnis, doch pushten uns zum Ende hin mehr für unser Vorhaben.
Was war passiert und was geben wir gerne mit:
Raumhöhe
Rohbaumaße sind die unbekannten Genickbrecher. Trotzdem dass es uns klar war, was Rohbaumaße bedeutet, sind wir nach Durchblicken der Standardleistungen unserer Baupartner davon ausgegangen, dass wir eine Raumhöhe ab OFF von 2,75m haben. Da haben wir uns selbständig verwirrt und wachten dann im Gespräch so gesehen auf.
Mit der Ausführungsplanerin haben wir hin und her gemessen. Uns Szenarien von einem Hobbit-Haus ausgemalt und waren bereit, um ein Stein das Mauerwerk im UG aufzustocken. Glücklicherweise konnte unsere Architektin uns beruhigen, uns von diesem Angriff abraten und uns Mut zusprechen, dass die Höhe der Räume im UG vollkommen ausreichend ist.
- Tipp I: Achtet auf Fertigmaße, nicht auf Rohmaße. Wenn Möbel vorab geplant sind, dann denkt an Putz etc. welcher noch an die Wände kommt. Wenn das tolle Pax-Konzept von IKEA gewünscht ist, dann die Nische so planen, dass die passenden Maße auch nach Putz und Tapete noch ausreichen.
- Tipp II: Von Beginn an die Decken denken. Sind höhere gewünscht, dann sofort zu Beginn gegenüber den Baupartner kommunizieren
Fallrohre und Abflussrohre
Nur wenige beachten die Installationsschächte bei der Planung. Es werden Grundrisse, Räume z.B. mit der Premiumsoftware SweetHome 3D gezeichnet. Bäder, Küchen und weiteres. Alles sieht sehr schick und geordnet aus. Doch dann kommt das Erwachen bei der Ausführungsplanung. Rohre müssen irgendwo verlegt werden. Diese Rohre benötigen Platz und gute Koordination. Abflussrohr soll doch nicht durch das Schlafzimmer gehen. Dies lässt sich ganz gut mit Zeichnungs-Tools simulieren. Wir haben es mit der kostenlosen Version von SweetHome 3D hin und her geschoben. Dazu werde ich gerne Videos einpflegen.
- Tipp I: Diesen Tipp gibt jeder. Gleich bzw. ähnliche Räume über einander planen. Küchen über Küchen. Nassräume über Nassräume, oder so, dass Räume, welche Abflussleitungen benötigen, übereinander liegen. Natürlich, wenn es sich dabei um mehrere Geschosse handelt.
- Tipp II: Abwasserrohre von Wasch- und Spülbecken können horizontal in der Bodenplatte verlegt werden. Diese haben einen Durchmesser von 50mm (D50) und sind daher für eine Verlegung in der Deckenplatte geeignet. Für WC-Abwasserleitungen gilt das nicht. Diese haben einen größeren Durchmesser und werden direkt vertikal abgeführt oder im Trockenbau z.B. an der Wand entlang verkleidet.
- Tipp III: Abwasserleitung so bündeln, dass diese nicht in Ruheräumen herunterkommen. Egal, wie der Schacht gedämmt wird, Abfluss- und Abwassergeräusche in Schlaf- und Arbeitsräumen sind immer wahrnehmbar.
Fenster
Bodentiefe Fenster nehmen ordentlich Platz weg. Das war uns bewusst, doch in der ästhetischen Anpassung des Baukörpers einigten wir uns auf zusätzliche bodentiefe Fenster. In der finalen Durchsprache fielen uns glücklicherweise einige Nachteile der zusätzlichen Fenster auf. Was kurzfristig zu einigen Umplanung der Räumlichkeiten führte und einiges an Hirnschmalz an dem besagten WTF-Tag erforderte.
- Tipp I: Planung der Fenster von innen nach außen. Erst wenn innen alles stimmig ist, lohnt es sich, die Fenster außen an der Fassade zu bewegen. Fenster- und Türöffnungen, Leitungsschächte beeinflussen die Einrichtungsmöglichkeiten der Räume enorm. Dies kann mit SweetHome 3D ganz gut vorab simuliert werden.
- Tipp II: Vorab über die Öffnungsrichtungen Gedanken machen. Das kann einiges zu Einrichtung der Räumlichkeiten beitragen, da Verkehrsflächen bzw. Möbelstellflächen dadurch auch beeinflusst werden.
- Tipp III: Soll nur der obere Teil der bodentiefen Fenster zu öffnen sein, so lohnt es sich darüber nachzudenken, wie hoch das feststehende Element sein soll. Bei einer Höhe von ca. 90cm kann bereits ein Wasch-/ Spülbecken in der Nähe angebracht sein. Da das Becken meist in einer Höhe von 86cm angebracht wird, kann das bewegliche Element darüber problemlos geöffnet/ aufgeschlagen werden.
- Tipp IV: Bodentiefe Fenster sind ästhetisch immer ein Blickfang. Diese Fensterart lässt auch viel Licht in den Raum. Im Erdgeschoss kann es auch als Durchgang verwendet werden. Aus eigener Erfahrung empfehlen wir sich vorab Gedanken über Vor- und Nachteile zu machen:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
🟢 Geringere Heizkosten im Winter durch hohen Lichteintrag | 🔴 Stellplatz für Möbel verringert sich |
🟢 Raum wirkt optisch größer | 🔴 Erhöhtes Einbruchsrisiko |
🟢 Gute Möglichkeit zu Lüften | 🔴 Geringer Sichtschutz |
🟢 Verringertes Risiko für Schimmel | 🔴 Sicht-, Absturz-, Einbruchschutz notwendig |
🟢 Fließender Übergang zur Außenwelt | 🔴 Im Sommer überhitzt der Raum schnell |
Rollschicht
Diesem Thema widmen wir uns nur ganz kurz, da es wieder gezeigt hat, dass wir mit dem richtigen Baupartner unterwegs sind. Der Hinweis bezog sich auf die Rollschicht an unseren Fenstern. Das ist der Sturzbereich über dem Fenster bzw. die geklinkerte Fensterbank unter dem Fenster. Unsere Ausführungsplanerin hat uns Beispielbilder vorbereitet und Anmerkungen, was den schönen modernen Perla-Klinker positiv hervorhebt. Es war die Rollschicht im Fluss mit der gesamten Klinkerfläche. Horizontale Ausführung der Klinker über dem Fenster. Wir waren begeistert. Die Klinkersteine, welche etwas länger sind, werden zugeschnitten, um die Rollschicht bzw. Fensterbank herzustellen. Das kann zur Folge haben, dass der Abschluss der Steine nicht gleichmäßig ist. Kann! Muss nicht unbedingt.
Wir haben uns für die moderne Ausführung entschieden. Wir hatten es bereits auf dem Schirm, da gute Freunde von uns damit als Beispiel vorausgingen und es sehr schön umgesetzt haben. So gesehen, stand die Entscheidung, wurde jedoch erst jetzt getriggert. Das war an dem Tag eine einfache, angenehme Entscheidung.
HWR ist der Endgegner
Versorgungsecke, Waschküche, Speisekammer, Bügel- und auch Ankleidezimmer werden heute gebündelt im Hauswirtschaftsraum untergebracht. Jeder, aus unserem Umfeld gibt den Hinweis, diesen Raum großzügig zu dimensionieren. Wir haben uns an die Empfehlungen gehalten. Einen Raum von gut 15qm vorgesehen. Schön zugänglich aus der Garage. Eine tolle Nische für Kleidung, da größtenteils der Hauszugang über die Garage erfolgt. Platz für Wärmepumpe, Gerätschaften und Abstellflächen bereitgehalten. Ein sinnvoll eingerichteter Hauswirtschaftsraum ist daher Gold wert.
Die Durchsprache für den Start des Projekts hat uns nahe gelegt, dass der HWR nie zu groß sein kann. Die Hausversorgung erfordert mittlerweile noch mehr Platz. Vor der Mehrspartenhauseinführung muss ein gewisser Abstand vorhanden sein. Batterien für die Photovoltaik-Anlage erfordern ihre Fläche. Reserverohre, Trennwände, Waschmaschine, Trockner, Ablagen und Wasserenthärtungsanlage mussten augenblicklich im Kopf hin und her bewegt werden. Sportlich mussten Entscheidungen her. Für den Baustart sind Fundamente- und Anschlussplanungen erforderlich. Diese müssen freigegeben und vom Statiker nochmal gegengeprüft werden.
So saßen wir da, grübelten mit der Ausführungsplanerin, ließen uns von dem Ausbauleiter beraten und haben uns doch noch für den HWR-Raum 24h Bedenkzeit gewünscht. Traumhafterweise haben wir diese Zeit auch bekommen. Dafür waren wir sehr dankbar, doch uns war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, dass der Endgegner noch einen zweiten Teil bekommt. (Fortsetzung folgt…) 🙂
Traurigkeit doch Erleichtert
Trotz der intensiven Durchsprache zum Bau und intensiven 4,5 Austauschstunden waren wir pünktlich bei Großvaters Abschied. Wir waren froh, uns von Opa rechtzeitig verabschiedet zu haben. Er war noch klar bei Verstand als wir uns über Gemeinsamkeiten, Familie und den Familienursprung ausgetauscht haben. Es war schön, auf Wiedersehen sagen zu können.
Es waren viele Familienmitglieder angereist. Zwar war ein trauriges Ereignis der Anlass für die Zusammenkunft, doch auch hier war der Blick aus der anderen Perspektive angenehmer. Es war schön, die meisten zu sehen. Es war schön, sich mit den meisten unterhalten und austauschen zu können. Der Sonnenschein an dem Tag fühlte sich wie eine warme Umarmung, die phasenweisen Regenschauer wischten schnell die Tränen der Familienmitglieder weg. Als ob uns Opa gleichzeitig fest an sich drückte und jedem auch die Traurigkeit aus dem Antlitz wischen wolle. Die Abschlussrede des Pastors, die Blumen und Kränze, die Worte der einzelnen Familienmitglieder waren an dem Tag sehr ehrenvoll gegenüber unserem Großvater.
Verbunden und Berührt
Im Laufe des Nachmittags wurden wir zu einem Grillabend eingeladen. Überraschend wurde uns aus dem engsten Familienkreis mitgeteilt, dass dieser Kreis vor wenigen Stunden um eine Prinzessin erweitert wurde. Freudentränen lösten dabei die Trauertränen ab. Auch ein Sonnenschein hat den Weg durch die dichte Regenwolkendecke gefunden. Die Gefühle im Körper, im Bauch, im Herzen sind während einer solchen Situation kaum zu beschreiben. Doch es sind keine schlechten Gefühle. Es sind die angenehmen, beruhigenden, neugierigen, welche den Tag noch zum Schönen hinbewegten.
So verlief unser Tag der finalen Bau-Durchsprache. Wir erwähnen es in diesem Blog, weil diese drei gefühlvollen Ereignisse einen Meilenstein in unserem Bauprojekt abbilden. Auch wollen wir Mut zusprechen, dass ein großes Vorhaben immer von gefühlvollen Ereignissen begleitet wird. Diese Ereignisse sind selten planbar, doch wenn du weißt, dass diese kommen können, dann bist du schon mal vorbereitet. Bau war an diesem Tag nebensächlich. Der Tag war anstrengend. Niedergeschlagenheit und Unverständnis ob des Geschehens kamen auf. Doch am Ende überflügelten eine Neuigkeit, ein Grillabend im Familienkreis, die angenehmen Gefühle den ereignisreichen sowie emotionalen Tag.
Die beschriebenen emotionalen Ereignisse geben sehr klar wieder, warum dieser Tag ein WTF-Tag wurde. Es kamen bei uns viele Fragezeichen auf. Anfangs und auch im Tagesverlauf haben wir uns gefragt: Was geht hier ab? Was ist hier los? Warum kommt alles jetzt und auf einmal? Wie kommen wir damit klar? Was ist das für eine Prüfung?